Um Autismus ranken sich viele Klischees und Missverständnisse. Man denkt an Superhirne oder an Menschen, die nicht mit ihrer Umwelt interagieren.
Wie „geht“ Autismus?
Fast eine Million Menschen im deutschsprachigen Raum sind autistisch. Sie stoßen im Alltag auf Vorurteile und müssen in Beruf, Schule und Alltag um Teilhabe kämpfen.
- Was sind die Herausforderungen autistischer Menschen?
- Was sind ihre Stärken?
- Über welche Ressourcen verfügen sie?
- Wie fühlt sich autistisch sein im Inneren an?
- Wie können autistische und nichtautistische Menschen miteinander umgehen?
„Wenn wir das jeweilige Anders-Sein wie eine Fremdsprache lernen, in die jeweils andere Welt eintauchen, dann können wir das eigene oder fremde Anders-Sein verstehen und damit auch wertschätzen.“
Autismus braucht Aufklärung. Das ist mein Anliegen, damit autistische und nichtautistische Menschen sich endlich auf Augenhöhe begegnen können. Das autistische Sein ist keine Abgrenzung zum „normalen“ Sein, kein „un-normales“ Sein, sondern ein eigenständiges Sein. Nicht besser oder schlechter, nur anders.
Autismus in Kurzform
Autismus ist eine unsichtbare Behinderung. Die Diagnose wird vor allem aufgrund von beobachtetem Verhalten gestellt.
Genetische Besonderheiten und Umweltfaktoren, wobei der Genetik der Hauptanteil zugeschrieben wird, führen zu einer anderen Funktionsweise des Gehirns. Das wird zur besseren Veranschaulichung oft als ein anderes „Betriebssystem“ beschrieben (ähnlich wie Windows und Apple).
Die andere Funktionsweise des Gehirns führt nun wiederum dazu, dass Autist*innen Reize anders als nicht-autistische Menschen wahrnehmen und Informationen ebenso anders verarbeiten. Deshalb erleben sie die Welt anders und haben andere Bedürfnisse. Dies alles ist von außen nicht sichtbar, also anders als bei z.B. körperlichen Behinderungen.
In dieser Unsichtbarkeit liegt die Problematik. Bei sichtbaren Behinderungen können wir mögliche Hilfen und Unterstützungen antizipieren. Zudem ist die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung grundsätzlich ähnlich. Bei Autismus ist das anders. Nicht-autistische Menschen können die andere Wahrnehmung und Informationsverarbeitung nicht antizipieren. Sie sind darauf angewiesen, dass die autistischen Menschen ihnen diese schildern, so dass dann Hilfen und Unterstützungen gefunden werden können. Das Problem ist nun, dass die Wahrnehmungen und Informationsverarbeitung wirklich sehr unterschiedlich sind und ein gegenseitiges Hineinversetzen in den jeweils Anderen kaum möglich ist, weil wir die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung des Anderen nicht kennen und nie tatsächlich nachempfinden werden können.
Sichtbar wird das aus Sicht der nicht-autistischen Menschen andere Verhalten von Autist*innen, das auf sie eigenartig, befremdlich, nicht verständlich wirkt. Das führt häufig zunächst einmal zu Abwehrreaktionen. Fehlt das Wissen über Autismus, wird das Verhalten falsch interpretiert und die autistische Person verurteilt. Es werden an sie Anforderungen gestellt, die sie nicht erfüllen kann, was ihr wiederum als Faulheit, Nicht-Wollen o.ä. unterstellt wird. Außerdem geraten gerade autistische Schüler*innen schnell zu Mobbing-Opfern.
Die Kernsymptome von Autismus sind Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion und Kommunikation, repetitives und restriktives Verhalten und Routinen sowie Besonderheiten in der sensorischen Wahrnehmung und Verarbeitung.